- Wie hängen Körper und Psyche zusammen?
- Körperliche Beschwerden mit psychischen Ursachen
- Wie entstehen somatoforme Krankheiten?
- Therapie von somatoformen Krankheiten
- Psychische Gesundheit können wir beeinflussen
Der Volksmund hat viele Redensarten parat, wenn es darum geht, wie sich seelische Probleme körperlich äußern: Ein Problem liegt jemandem „im Magen“, Liebeskummer „bricht uns das Herz“ und bei Ärger „geht uns die Galle hoch“. Was wir da so daher sagen, beschreibt einen Zusammenhang zwischen Körper (Soma) und Seele (Psyche). Doch gibt es diesen wirklich?
Wenn es nach neuester Forschung geht, dann ja – zumindest bis zu einem gewissen Grad. Die Psyche leidet, wenn es dem Körper schlecht geht. Das ist zum Beispiel bei chronischen Krankheiten wie Asthma, Diabetes oder Herz- und Kreislauferkrankungen der Fall. Umgekehrt spüren wir körperliche Auswirkungen, wenn es der Psyche schlecht geht – wenn wir zum Beispiel Angst haben, unter Stress stehen oder uns einfach überfordert fühlen.
Wie hängen Körper und Psyche zusammen?
Der Grund für das Zusammenspiel zwischen Seele und Körper ist, dass zwischen unserem Gehirn und dem Körper ein reger Austausch von Botenstoffen, Blut und elektrischen Signalen stattfindet. Mit diesem Zusammenhang befasst sich das medizinische Feld der „Psychosomatik“. Sie betrachtet den Menschen ganzheitlich und widmet sich allen Beschwerden und Krankheiten, die durch psychosoziale und psychische Faktoren mit verursacht werden.
Denn nicht alle körperlichen Beschwerden sind unbedingt psychisch bedingt. Es darf nicht zu schnell von psychosomatischen Gründen ausgegangen werden, solange die Lage noch unklar ist. Trotzdem können bei fast einem Drittel der Patienten und Patientinnen dauerhaft keine organischen Ursachen für bestehende und anhaltende Beschwerden festgestellt werden. Wir können davon ausgehen, dass bei ihnen psychische Faktoren für die Entstehung und die Aufrechterhaltung von Symptomen eine Rolle spielen.
In solchen Fällen spricht die Medizin von „somatoformen Störungen“, die unterschiedliche Erscheinungsformen haben.
Körperliche Beschwerden mit psychischen Ursachen
Es gibt zahlreiche Patienten und Patientinnen, die über verschiedenste Herz- und Kreislaufprobleme klagen. Sie können nicht richtig atmen, verspüren Stiche in der Brust und das Herz stolpert oder rast. Andere haben Magen- oder Darmprobleme: Ihnen ist oft schlecht, sie leiden unter Sodbrennen, Durchfall oder Verstopfung. Zu den weiteren Symptomen, die sich bei vielen Menschen zeigen, gehören:
- Schmerzen in Rücken, Armen und Beinen
- Chronische Erschöpfung, keine Energie
- Schwindelgefühle und Schweißausbrüche
- Störungen der Blasenfunktion
- Sexualstörungen
Menschen, die derart leiden, haben oft eine Odyssee durch zahlreiche Arztpraxen hinter sich und haben fast schon jede Untersuchung hinter sich, die es gibt. Bei vielen kommt zu den Beschwerden die Angst dazu, es handelt sich vielleicht um eine seltene schwere Krankheit, zu der es bislang noch keine Forschungsdaten gibt. Studien zeigen, dass es bis zu sieben Jahre dauern kann, bis Störungen als somatoform erkannt werden und an einen Psychiater weitergeleitet werden.
Das liegt oft auch an den Menschen selbst, die sich nicht ernst genommen fühlen, wenn Ärzte ihnen die Hilfe eines Psychotherapeuten vorschlagen. Psychische Behandlungen haben laut vieler Experten noch nicht den Stellenwert in unserer modernen Gesellschaft erreicht, die sie haben sollten. Eine solche Therapie kann aber schnell dabei helfen, die wirkliche Ursache für die körperlichen Beschwerden aufzudecken.
Wie entstehen somatoforme Krankheiten?
Dauernde Angst, chronische Anspannung, Überforderung und Einsamkeit können zu verschiedenen körperlichen Reaktionen führen: Sie belasten zum Beispiel den Stoffwechsel, die Organe und das Immunsystem, stören den Schlaf und können selbst zu einer Verkrampfung der Muskeln führen. Halten diese belastenden Symptome über eine längere Zeit hinweg an, können sich Schmerzen manifestieren. Für die Betroffenen führt das meist zu noch mehr Stress, der wiederum die Symptome verschlimmert – ein Kreislauf, der sich leider selbst aufrechterhält.
Wie uns Studien in der Vergangenheit gezeigt haben, erhöht das Gefühl von Einsamkeit und sozialer Isolation, das Risiko von Herz- und Lungenkrankheiten, Krebserkrankungen oder Bluthochdruck. Emotionale Konflikte spielen sich oft im Verborgenen ab, sodass wir sie kaum wahrnehmen. Stattdessen verdrängen wir sie, weil die Konfrontation mit ihnen schmerzhaft wäre und praktische Konsequenzen erfordern würde.
Verdrängung kann im Alltag ein probates Mittel sein, um sich nicht jeden Tag aufs Neue mit den Widrigkeiten des Lebens auseinandersetzen zu müssen. Sie können aber auch krank machen: Sie dienen der Psyche als Abwehrmechanismus, um schmerzhafte Wahrheiten nicht ins Bewusstsein kommen zu lassen.
Therapie von somatoformen Krankheiten
Wie bereits erwähnt, neigen somatoforme Krankheiten dazu, sich zu verselbstständigen und zu verschlimmern. Je früher man sie angeht, desto besser sind sie zu therapieren. Wer sich bereits mehr als sechs Monate mit Symptomen ohne eine bekannte Ursache herumschlägt, sollte die Hilfe eines Psychotherapeuten aufsuchen.
Psychotherapie kann dabei helfen, sich selbst und seine eigenen Lebensumstände besser zu verstehen und alternative Lösungen zu finden. Zusätzliche Entspannungsmaßnahmen können dazu beitragen, sich von innerem Druck zu befreien.
Psychische Gesundheit können wir beeinflussen
Es gibt viele Einflussfaktoren auf die psychische Gesundheit in positiver und negativer Hinsicht. Die Bewertung dieser Einflüsse, also wie sie sich auf den einzelnen Menschen auswirken, ist individuell verschieden. Zu den Einflussfaktoren zählt unter anderem:
- Selbstvertrauen
- Sicherheit
- Lebenssinn
- Soziale Kompetenz
- Gefühl von Freiheit
- Umgang mit Problemen
- Wahrnehmung von körperlichen Problemen und deren Umgang
- Zukunftsgedanken und -visionen
Eines der wichtigsten Dinge, die Betroffene verstehen müssen, ist: Eine somatoforme Störung ist kein Zeichen von persönlicher Schwäche, sondern ein Hilferuf der eigenen Seele. Es gibt Menschen, die Ihnen dabei helfen können, allen voran die Landeszentralen für Gesundheitsförderung. In Bayern kann sie zum Beispiel unter diesem Link erreicht werden: https://lzg-bayern.de/