Wie gelangt Mikroplastik in unsere Körper?

 

Bis zu fünf Gramm – so viel Mikroplastik nimmt jeder Mensch pro Woche durch Nahrung, Trinkwasser und Atmen zu sich. Zu diesem Ergebnis gelangten zumindest Forscher der australischen Universität Newcastle, die sich im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO bereits vorhandene Studien genauer ansahen. Fünf Gramm klingt nicht viel, doch das entspricht in etwa dem Gewicht einer Kreditkarte!

Als Mikroplastik bezeichnen wir winzige Kunststoffteilchen, die kleiner als fünf Millimeter, aber größer als ein Mikrometer sind, also ein Tausendstel Millimeter. Solche Partikel finden sich überall – im Trinkwasser, in Salz, in Bier und in Schalentieren, aber auch in der Atemluft. Das Beunruhigende: Mikroplastik, das wir möglicherweise auf andere Weise aufnehmen, haben die australischen Forscher in ihrer Studie gar nicht erst berücksichtigt.

 

Woher kommt Mikroplastik?

Mikroplastik ist überall. Die kleinen Plastikpartikel lösen sich beispielsweise beim Waschen aus unseren Anziehsachen und gelangen anschließend über das Abwasser in die Kläranlagen. Bei jedem Waschvorgang lösen sich laut der bekannten Wissenschaftssendung „Quarks“ bis zu 2.000 winzige Kunststofffasern. Eine Studie der International Union for Conservation of Nature ergab, dass 35 Prozent des Mikroplastiks im Meer vom Faserabrieb bei der Textilwäsche stammen. Damit sind sie die Mikroplastik-Quelle Nummer 1 bei der Meeresverschmutzung.

Weitere Problemfelder sind:

  • Kläranlagen: Über den Klärschlamm gelangt das Mikroplastik auf die Felder und so in unsere Böden. Von dort wird es in die Meere und Flüsse geschwemmt. Forscher aus Manchester konnten in zehn untersuchten Flüssen mehr als eine halbe Million Plastikpartikel pro Quadratmeter Flussbett feststellen.

  • Verbraucher: Neben der industriellen Nutzung gelangt Mikroplastik auch durch uns Verbraucher in die Umwelt. Achtlos weggeworfene Tüten, Flaschen und Verpackungen verrotten nicht – durch Alterungs- und Verfallprozesse entsteht Mikroplastik.

  • Wind: Mikroplastik kann sich über die Luft verteilen. Eine Studie des Alfred-Wegener-Instituts konnte neulich erstmals Mikroplastik in Schneeproben nachweisen, darunter Gummiabrieb, Nylon und Lacke. Die Daten legen nahe, dass sich die Partikel über die Luft verteilt haben. Da sie klein und leicht sind, kann sie der Wind problemlos transportieren.

 

Kann der Mensch Mikroplastik aufnehmen?

Forscher des Umweltbundesamts haben ihre Bedenken geäußert, dass sich kleinste Plastikpartikel, die wir mit Flaschenwasser oder anderen Lebensmitteln aufnehmen, in unserem Gewebe anreichern können. Der Mensch hat natürliche Mechanismen, um solche Partikel abzuwehren. Dazu zählen die Schleimhäute in Mund, Nase, Darm und Rachen. Sie schützen zum Beispiel vor Sandkörnern, die wir aus Versehen verschlucken.

Mikroplastik hat aber eine gänzlich andere Zusammensetzung und könnte sich deswegen trotzdem im Körper einlagern und dort Entzündungen im Darmgewebe oder Lebergewebe auslösen. Manche Studien wollen selbst eine höhere Wahrscheinlichkeit für Krebs erforscht haben. Stichhaltige Beweise für diese Theorie gibt es aber noch nicht.

Auch, ob wir Mikroplastik einatmen können oder nicht und ob es Auswirkungen im Körper gibt, ist noch völlig unerforscht. Die Forscher des Alfred-Wegener-Instituts konnten jedoch zeigen, dass die Plastikpartikel in der Luft so klein sind, dass sie Messgeräte kaum noch erfassen. Sie vermuten deswegen, dass es weitere Teilchen in der Luft gibt, die wir mit unseren aktuellen Mitteln noch nicht erfassen können. Diese Teilchen könnten womöglich in unsere Lunge gelangen.

Kurzes Zwischenfazit: Wir wissen, dass sich kleinste Plastik-Partikel in unserer Luft und Nahrung befinden – bis zu welchem Grad wir sie aufnehmen können, ist wissenschaftlich aber noch nicht geklärt.

 

Wie gefährlich ist Mikroplastik für uns?

Die Langzeitfolgen von Mikroplastik auf den menschlichen Körper wurden bis dato noch nicht ausführlich untersucht, deswegen gibt es kaum eindeutige Studien. Wichtig sind in erster Linie Studien, die sich mit den Auswirkungen von Mikroplastik-Partikeln im unteren Mikrometerbereich auf den menschlichen Körper beschäftigen. Das haben verschiedene Quellen in den letzten Jahren zum Thema geschrieben:

  • Das Bundesinstitut für Risikoforschung, kurz BfR, geht derzeit davon aus, dass uns Mikroplastik in Kosmetikprodukten aufgrund der Partikelgröße eher nicht schadet. „Bei dieser Größe ist eine Aufnahme über die gesunde und intakte Haut nicht zu erwarten“, so das Institut. Sollten Teile verschluckt werden, werden sie einfach wieder ausgeschieden.

  • Die Weltgesundheitsorganisation WHO kommt zum Ergebnis, dass wir deutlich mehr Studien benötigen, um klare Aussagen zur Thematik treffen zu können. Nach den verfügbaren Informationen gehe aber von der derzeitigen Konzentration von Mikroplastik im Trinkwasser keine Gefahr aus, wie WHO-Expertin Maria Neira im Jahr 2019 feststellte. In einem weiteren Bericht der WHO heißt es, die Aufnahme von Mikroplastik oberhalb einer Größe von 150 Mikrometern sei sehr unwahrscheinlich.

 

Verbraucher können also zunächst einmal aufatmen. Dennoch fordert die WHO seit Jahren neben weiterer Forschung präventiv eine zusätzliche Filterung des Abwassers. So sollen sich bis zu 90 Prozent der Mikroplastik-Partikel aus dem Wasser entfernen lassen.

Das BfR geht davon aus, dass sich die Datenlage zu Mikroplastik in den nächsten Jahren deutlich verbessern wird. Bis dahin gelte aber das Vorsorgeprinzip: Um die Aufnahme von Mikroplastik beim Menschen zu reduzieren, wäre es am effektivsten, weniger Plastik zu produzieren und zu nutzen.

Kritik an der Fahrweise der WHO gibt es beispielsweise vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). Die WHO gebe zu früh Entwarnung, so der BUND. Es sei nicht untersucht worden, ob es Risiken birgt, wenn ein Mensch Kunststoffe einatmet. Auch das Trinkwasser müsse regelmäßig untersucht werden.

 

Weitere interessante Quellen

Da die Forschungslage noch relativ unklar ist, empfehlen wir jedem von Ihnen, möglichst wenig Plastik zu nutzen und die Aufnahme von Mikroplastik bestenfalls zu vermeiden. Wer sich über das Thema noch ausführlicher informieren will, findet in den folgenden Quellen gute Startpunkte:

 

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