Können Tiere unter Stress leiden?

 

Für die Gesundheit des eigenen Haustiers zu sorgen, heißt nicht nur, es regelmäßig zu füttern und ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Es bedeutet auch, nach Anzeichen Ausschau zu halten, ob es sich unglücklich oder unwohl fühlt. Denn wie wir Menschen können auch Tiere Stress und Angst empfinden. Hunde und vor allem Katzen sind davon besonders oft betroffen.

Der hektische und stressige Lebensstil vieler Menschen überträgt sich laut Forschern auf immer mehr Haustiere. Darüber hinaus haben Tiere ihre eigenen Stress- und Angsterlebnisse, die von den Menschen oft gar nicht wahrgenommen werden. Andere können wir dagegen sehr wohl wahrnehmen: An Silvester zum Beispiel werden viele Haustiere vom plötzlichen Donnern und Knallen erschreckt und können damit nichts anfangen.

 

Viele Reize sind ausschlaggebend

Die Reize, die bei Haustieren Stress auslösen, können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Dazu zählen zum Beispiel Lärmbelästigungen:

  • durch Handwerker
  • durch Gewitter
  • durch Feuerwerk an Silvester
  • durch laute Nachbarn
  • durch laute Umgebungsstraßen

 

Oft sind es aber auch die Lebensumstände des Haustiers, die zu Stress führen. Dazu zählen zum Beispiel eine Zwingerhaltung, der Aufenthalt in Tierpensionen oder Tierheimen, der Besuch beim Tierarzt, Reisen mit Auto, Zug oder Flugzeug. Auch Veränderungen im häuslichen Umfeld – zum Beispiel infolge eines Umzugs oder durch Familienzuwachs beim Haustierhalter – können Stress verursachen.

 

Anzeichen für Stress bei Tieren

Wenn Hunde, Katzen oder andere Haustiere unter bestimmten Situationen leiden, zeigen sie das meist mit einem veränderten Verhalten. Wir haben Ihnen an dieser Stelle einige der häufigsten Anzeichen aufgelistet, die dafür sprechen könnten, dass sich Ihr Haustier unwohl fühlt oder unter Stress leidet:

  • Vermehrtes Hecheln in unbekannten Situationen
  • Wenig zutraulich mit anderen Tieren oder Menschen
  • Angstschweiß unter den Pfoten, oft beim Tierarzt
  • Speicheln bis hin zum Erbrechen
  • Geweitete Pupillen
  • Geduckte Haltung und unkoordinierter Harnabsatz
  • Absenken der Ohren
  • Aggressives Verhalten mit Bellen, Knurren oder Fauchen
  • Exzessives Putzverhalten

 

Bei Hunden stellt sich oft eine Appetitlosigkeit ein, bei Katzen hingegen kommt es oft zu Unsauberkeit und Markieren.

 

Tierkrankheiten durch Stress

Unbehandelte Angst- und Stresszustände können bei Tieren, wie beim Menschen, ernsthafte Organerkrankungen und andere Folgen mit sich ziehen. Durch die stressauslösenden Faktoren wird das Abwehrsystem geschwächt, was zu einer sogenannten Immunsuppression führt. Das öffnet aggressiven Keimen die Tür – Erkältungskrankheiten oder Störungen der Verdauung sind die Folge.

  • Störungen des Verdauungssystems: Unter anhaltendem Stress kann ein Tier eine Magenschleimhautreizung bis zu einer Magenschleimhautentzündung entwickeln. Im Volksmund ist diese Erkrankung auch als Reizmagen bekannt. Durch das Abschlucken von Haaren und Körperschuppen im Zuge von vermehrtem Speichelfluss, können Bakterien in den Magen geraten und die Magenschleimhaut beschädigen. Keime können aber auch in den Darm gelangen und dort die gesunde Flora stören.

  • Hauterkrankungen: Exzessives Putzverhalten kann zu Entzündungen der Haut führen. Durch kleine Risse in der Haut durchdringen Keime die Hautbarriere und vermehren sich in der Wunde exponentiell. Durch das Belecken gelangt Speichel in die Wunde – das feuchtwarme Milieu unterstützt die Vermehrung der Keime, was zu Jucken oder Schmerzen führt. Daraufhin leckt das Tier noch mehr und ein Teufelskreislauf ist gestartet.

  • Nervenerkrankungen: Angst vor lauten Geräuschen kann Tiere sehr belasten und unter Stress setzen. Im Laufe der Zeit können selbst gewohnte Geräusche zur Angst führen und das Sozialverhalten des Haustiers ändern. Die Tiere versuchen, die Angst durch eine Gegenreaktion zu verdrängen und verletzten sich dabei teilweise selbst. Andere Tiere haben unter Stress ein erhöhtes Aggressionspotenzial, das sich oft gegen den Tierhalter richtet.

  • Herz- und Kreislauferkrankungen: Lärm und Stress sorgen bei Tieren für das Ausschütten von Stresshormonen – das Herz beginnt zu rasen und die Atmung beschleunigt sich. In einigen Fällen kann selbst ein tödliches Herzversagen die Folge sein. Tiere mit bekannten Vorerkrankungen sollten gut auf die Medikamente eingestellt sein und sollten nach Absprache mit dem Tierarzt zusätzliche Medikamente zur Entspannung erhalten.

  • Harnwegserkrankungen: Exzessives Belecken des Genitalbereichs ist oft eine Folge von hohem Stress. Dabei gelangen Bakterien der Haut oder des Enddarms in die Genitalöffnung, nisten sich in den Harnwegen ein und führen dort zu einer Entzündung.

 

 

Behandlungsmöglichkeiten von Stress

Sollten Sie bei Ihrem Haustier einige Anzeichen für Stress erkannt haben oder leidet es bereits unter einer der vorgestellten Erkrankungen, ist ein Besuch beim Tierarzt notwendig. Stress und seine Ursachen können auf vielfältige Wege behandelt werden, da auch die Erkrankung an sich unterschiedliche Gründe hat:

  • Desensibilisierung: Besondere psychische und Verhaltensprobleme bedürfen einer professionellen Analyse durch einen Tierpsychologen. Es müssen die Stör- und Angstfelder aufgedeckt werden, die den Leidensdruck des Tiers im Umfeld ständig verstärken. Wenn die Ursache der Angst ermittelt wurde, kann der Psychologe versuchen, das Tier an die störenden Geräusche oder andere angstauslösende Faktoren zu gewöhnen. Das Prinzip nennt sich Desensibilisierung.

  • Naturheilkundliche Beruhigungsmittel: Dazu zählen Globuli, homöopathische Tropfen und Bachblüten. Damit diese eine Wirkung erzielen, muss ein Tierarzt oder -psychologe zuvor die Art des Problems identifizieren.

  • Phenothiazine: Dieses Mittel ist unter den Medikamentnamen Sedalin® und Vetranquil® bekannt. Es ist frei im Internet erhältlich, darf aber nicht ohne Rücksprache mit dem Tierarzt angewandt werden. Das Medikament kann zu einem Abfall des Blutdrucks führen, was bei Tieren mit Herz-/Kreislauferkrankungen zu Problemen führt und gegebenenfalls die Angst sogar verstärkt.

  • Benzodiazepine: Zu dieser Medikamentengruppe zählt zum Beispiel Valium®. Bei Tieren zeigen die Mittel aber oft nur eine geringe, beruhigende Wirkung. Einige Tiere zeigen sogar entgegengesetzte Reaktionen und reagieren sehr empfindlich. Deswegen gilt erneut: Nur nach Rücksprache mit einem Tierarzt verwenden!

  • Pheromone: Für Hunde und Katzen stehen bestimmte Duftstoffe, als Pheromone bekannt, zur Verfügung. Diese sollen eine beruhigende Wirkung auf das Haustier haben. Solche Duftstoffe werden künstlich produziert, etwa durch Zerstäuber und Luftbefeuchter im freien Handel, und haben laut vieler Forscher bereits große Wirkung bei Tieren gezeigt.

  • Eigeninitiative: Versuchen Sie, die Störfaktoren zu minimieren. Oft sind es Kleinigkeiten, die Wunder bewirken können. Wenn Sie merken, Ihr Haustier hat in bestimmten Situationen Stress, z.B. wenn Besuch kommt, schaffen Sie ihrem Tier einen Rückzugsort zu dem Besuch keinen Zutritt hat z.B. das Schlafzimmer.

 

 

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